Druckbare Polymer-Wirkstoff-Filamente für die individuelle orale Arzneistoffdosierung (PolyPrint)

Medizintechnik

Druck einer Tablette

Druckbare Polymer-Wirkstoff-Filamente für die individuelle orale Arzneistoffdosierung (PolyPrint)

Kompetenzen:

  • Personalisierte Medizin

    Polymere

    Wirkstoff-Polymer-Konjugate

    Wirkstofffreisetzung

    Pharmazie

Koordinator:

  • tba

    tba

Projektlaufzeit:

01.02.2019 - 31.07.2022

Aufgaben im Projekt

Merck KGaA
Synthese neuer Polymere, Charakterisierung und Formulierung neuer Darreichungsformen mit pharmazeutischen Wirkstoffen, Stabilitätsstudien

Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU), Institut für Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie
Formulierung und Charakterisierung von Polymer-Wirkstoff-Filamenten für den 3D-Druck

Technische Hochschule Köln (THK), Institut für Produktentwicklung und Konstruktionstechnik, Labor für Fertigungssysteme
Aufbau eines sensorgestützten 3D-Drucksystems gemäß den Anforderungen an den pharmazeutischen Einsatz

Gen-Plus GmbH & Co. KG
Untersuchung der Materialeigenschaften der wirkstoffbeladenen Polymere vor und nach dem erfolgten 3D Druck, Stabilitätsstudien

Beschreibung

Extrusionslinie zur Filamentherstellung an der HHU
Abbildung 1: Extrusionslinie zur Filamentherstellung an der HHU (Foto: HHU / Uli Oberländer).

Neue Polymere und 3D-Druck-Systeme für individuelle Arzneistoffdosierungen

Bisher werden Tabletten industriell mit Hochleistungstablettenpresse in Chargengrößen von mehreren Millionen Tabletten hergestellt. Dabei werden Hundertausende Tabletten pro Stunde gepresst. Jedoch verbessert sich das Verständnis von den Zusammenhängen zwischen Arzneimittelwirkung, dem Metabolismus, dem Alter und der körperlichen Verfassung von einzelnen Personen rapide. Es wird offensichtlich, dass der bisherige Ansatz, alle Menschen mit wenigen verfügbaren Dosen zu behandeln, in vielen Fällen an seine Grenzen stößt und eine optimale Therapie nicht immer gewährleistet ist. Zusätzlich gibt es Patientengruppen, für die bisher keine adäquate Therapie aufgrund eines Mangels an geeigneten Darreichungsformen und Dosierungen möglich ist. Hierzu zählen insbesondere Kinder und Senioren. Das Konsortium des interdisziplinären Projektes PolyPrint forscht an einer alternativen Herstellungstechnologie, die eine individuelle Arzneimittelversorgung gewährleisten kann – dem 3D Druck nach dem Fused Deposition Modeling (FDM) Verfahren.  Um Arzneimittel nach dem FDM Verfahren 3D drucken zu können, müssen zunächst sogenannte Filamente, aufgewickelte, dünne Stäbchen aus Polymer-Wirkstoff-Mischungen, in einem Schmelzextrusionsverfahren als Zwischenprodukt hergestellt werden. Anschließend werden die Filamente im eigentlichen 3D Drucker erneut aufgeschmolzen und verdruckt. Hierbei kommt es bei vielen phamazeutischen Polymeren zu einer hohen Temperaturbelastung des Wirkstoffes, was zum Abbau des Wirkstoffes führen kann. Zusätzlich müssen die Filamente besondere mechanische Eigenschaften aufweisen, um klassisch konstruierten 3D Drucksystemen verdruckbar zu sein.

Ziel des PolyPrint-Projektes ist die Entwicklung neuer Polymere, die eine Verarbeitung bei geringeren Temperaturen erlauben und ein verbessertes Lösungsvermögen für schlechtlösliche Arzneistoffe besitzen. Zusätzlich wird ein 3D Drucker konstruiert, der den hohen Anforderungen (current Good Manufacturing Practice, cGMP) an Gerätschaften zur Arzneimittelherstellung entspricht. In umfangreichen Studien soll das Potential und auch die Einschränkungen der FDM Technologie und der damit verbundenen Prozesse etabliert werden.

3D-Druck von wirkstoffhaltigen Darreichungsformen an der HHU.
Abbildung 2: 3D-Druck von wirkstoffhaltigen Darreichungsformen an der HHU (Foto: HHU / Uli Oberländer).

Die Entwicklung neuer Polymere im Rahmen des Projekts Polyprint erfolgt basierend auf bereits in der pharmazeutischen Industrie bekannten und für diese Anwendungen geeigneten Polymermotiven, aus denen neue Polymerentitäten dargestellt werden. Diese Polymere werden hinsichtlich eines im Konsortium entwickelten Anforderungskatalogs bewertet und optimiert. Neben präzise eingestellten physikochemischen, thermomechanischen oder Prozessierungs-Eigenschaften, müssen die neuen Polymere auch biologische Kompatibilität aufweisen und dürfen nicht toxisch sein. Eine zentrale thermomechanische Größe ist die Schmelzviskosität, welche für eine erfolgreiche Extrusion unter 10000 Pa s bei niedrigen Temperaturen liegen sollte. Nach ersten Optimierungen kann bereits eine Auswahl an Polymeren der ersten Generation bei deutlich niedrigeren Temperaturen als in der pharmazeutischen Forschung üblich extrudiert und verdruckt werden. Dies eröffnet neue Möglichkeiten in der Verwendung mit temperaturlabilen Wirkstoffen. Weiterhin wird eine verbesserte Verarbeitbarkeit für zwei Polymer-Varianten erfolgreich demonstriert. Die Synthese dieser Polymere wird für weitere Versuche bei den Projektpartnern skaliert, so dass geeignete Mengen der Polymere den Partnern für Experimente zur Verfügung gestellt werden können.   Ein Ziel der Entwicklung von Polymeren der zweiten Generation ist die weitere Optimierung der Prozessierungseigenschaften, insbesondere bezüglich des Fließverhaltens des Polymers und der benötigten Verarbeitungstemperatur. Darüber hinaus liegt ein weiterer Fokus auf der Verbesserung lösungsvermittelnder Eigenschaften der Polymere. Dies bedeutet, dass schwerlöslichen Wirkstoffen durch gute Löslichkeit in der Polymermatrix bioverfügbar werden. Dies kann unter anderem durch die amorphe Einbettung des Wirkstoffs in die Polymermatrix zu einem vorteilhaften Verhalten führen. Denn nur, wenn sich die ausgewählten Wirkstoffe im Magensaft oder Darmsaft lösen, können diese einen therapeutischen Effekt ausüben. 

Neu synthetisierte und kommerziell verfügbare Polymere wurden mit verschiedenen Wirkstoffen in einem Extruder vermischt und zu Strängen, den Filamenten, verarbeitet. Die Filamente wurden anschließend mit einem FDM 3D Drucker zu Darreichungsformen unterschiedlicher Geometrie verdruckt. Für diese wurde ein neues Vorhersagemodell entwickelt, welches die Freisetzung des Wirkstoffs aus den Tabletten mit hoher Präzision ermöglicht. Aus Filamenten mit verschiedenen Wirkstoffen wurde auch eine sogenannte PolyPill realisiert. Diese enthält verschiedene Wirkstoffe in unterschiedlichen Dosierungen und erlaubt es, das Freisetzungsverhalten und die Wirkstoffmenge individuell auf Patienten anpassen. Mit diesem Ansatz kann die Anzahl der pro Tag zu schluckenden Tabletten reduziert werden.

Zur Charakterisierung von wirkstofffreien und wirkstoffhaltigen Filamenten und 3D gedruckten Tabletten wurden analytische Methoden entwickelt und angewendet. Neben physikochemischen Eigenschaften, wie beispielsweise das Wasseraufnahmeverhalten, welches im ungünstigsten Fall zu einem Abbau des Wirkstoffes führen kann, sind eine gleichförmige und homogene Verteilung des Wirkstoffes und seine chemische und physikalische Stabilität von großem Interesse. Die hergestellten Filamente mit und ohne Wirkstoff sowie die mittels 3D Druck hergestellten Tabletten wurden und werden nach Lagerung unter Standard- und Stressbedingungen auf ihre physikalische und chemische Stabilität untersucht. Diese Untersuchungen sind nötig, um eine gleichbleibend hohe Qualität der gedruckten Darreichungsformen sicherzustellen. Da kommerziell erhältliche Drucksysteme nicht geeignet sind, pharmazeutische Produkte zu produzieren, wird derzeit ein neu entwickeltes Drucksystem aufgebaut. Dieses ist auf die Anforderungen der Polymer-Wirkstoffgemische abgestimmt und ist als GMP-ready-System ausgelegt. Beim aktuellen Aufbau der mechanischen Einheiten werden auch die Überprüfung der Funktionalität aller Komponenten, das Einmessen aller relevanten Systeme, die Programmierung der Software und des HM und das Testen aller 3D Druckabläufe durchgeführt. Ein besonderer Fokus liegt auf der integrierten Qualitätskontrolle und dem Nachweis der verarbeiteten Materialien im Druckprozess. Ziel des Vorhabens ist es, eine Regelung zu etablieren, die während des 3D Druckprozesses die Wirkstoffmenge misst und mögliche Abweichungen ausgleicht. Somit soll die gewünschte Menge, auch mehrerer Polymer-Wirkstoffgemische, bei jedem Druck erreicht werden.

Projektpartner

Merck KGaA
FKZ:13XP5064A

Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU), Institut für Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie
FKZ: 13XP5064B

Technische Hochschule Köln (THK), Institut für Produktentwicklung und Konstruktionstechnik, Labor für Fertigungssysteme
FKZ: 13XP5064C

Gen-Plus GmbH & Co. KG
FKZ: 13XP5064D

Factsheets und Publikationen

Factsheet (deutsch)

Factsheet (englisch)

Publikationen

[1] N. Gottschalk , M. Bogdahn , M. Harms , J. Quodbach, International Journal of Pharmaceutics 2021, 597, 120216. DOI: 10.1016/j.ijpharm.2021.120216

[2] H. Windolf  , R. Chamberlain, J. Quodbach, Pharmaceutics 2021, 13(9), 1453. https://doi.org/10.3390/pharmaceutics13091453

X

Wir verwenden Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige sind notwendig, während andere uns helfen, diese Website und Ihre Erfahrung zu verbessern.

Diese Seite nutzt Website Tracking-Technologien von Dritten, um ihre Dienste anzubieten. Ich bin damit einverstanden und kann meine Einwilligung jederzeit mit Wirkung für die Zukunft widerrufen oder ändern.

Ablehnen Einstellungen AkzeptierenImpressumDatenschutz